Nehmen wir folgendes Beispiel: Ich habe vor vielen Jahren dieses Bild an der spanischen Küste aufgenommen. Zunächst habe ich für die Belichtungsmessung eine kurze Belichtungszeit von 1/180s gewählt einfach um einen Ausgangspunkt für meine Langzeitaufnahme zu haben und zu wissen, wie lang diese sein muss, wenn ich sie mit einem ND-Filter um das Tausendfache verlängere. Darauf habe ich eine Aufnahme mit Filter - und sich daraus ergebenen 90 Sekunden - aufgenommen.

Betrachtet man die beiden Aufnahmen nebeneinander fällt schnell auf, dass die Felsformation durch das weichgezeichnete Wasser besser isoliert ist, und den Blick des Betrachters stärker anzieht. Etwas, was ich durchaus für einen positiven Effekt halte. Was mir weniger gut gefällt ist der Umstand, dass der Himmel nun keine klaren Texturen mehr enthält. Die Wolken sind sehr matschig und der Kontrast ist geringer. Insgesamt hat das Bild für mich zu wenig Textur.

Hier seht ihr also, dass es nicht immer eine korrekte Antwort gibt. Man könnte darüber nachdenken mit etwa 5 Sekunden einen Mittelweg zu wählen, oder aber die beiden Belichtungszeiten später zu Kombinieren. Letzteres würde das Beste aus beiden Belichtungszeiten mit sich bringen, folglich ist das auch, was ich gemacht habe. Ich kombiniere häufiger verschiedene Belichtungszeiten um deren verschiedene Vorteile zusammen zu bringen.

Die Überlegung im Allgemeinen ist immer, was die Folge einer längeren oder auch kürzeren Belichtung ist. Wird die Belichtung sehr kurz gewählt, wird die Bewegung eingefroren, fliegende Wassertropfen etwa, sind klar zu sehen und können etwa die schiere Kraft eines Wasserfalls vermitteln, jedoch sorgen Sie in im Kontext der umliegenden Steine für sehr viel Mikrokontraste, was ebenso anstrengend für das Auge des Betrachters sein kann. Somit versuche ich immer zu überlegen, die Vor- und Nachteile abzuwägen.

Sehr oft entscheide ich mich dafür Wasserbewegung weich zu zeichnen, einfach weil ich persönlich ruhige und aufgeräumte Bilder sehr schätze und diese längeren Belichtungszeiten mir helfen die Textur zu verringern und so den Blick des Betrachters auf die Topografie der Landschaft zu lenken und dieser mehr Gravitas zu verleihen.

Die Wahl zwischen einer kurzen und einer sehr langen Belichtungszeit ist natürlich etwas einfacher zu treffen, da die Unterschiede der Bildergebnisse recht groß sind. Schwerer wird etwa bei der Überlegung, ob ich eine auslaufende Welle am Strand mit einer Sekunde oder fünf Sekunden belichten sollte, oder ob ein Wasserlauf bei einer Zehntelsekunde oder vielleicht eher mit einer Viertelsekunde. In solchen Situationen, welche jeweils nach diversen Grundlagen entschieden werden, mache ich oftmals verschiedene Belichtungen, um mir einen Eindruck zu verschaffen was mir am besten gefällt. Bei Wellen etwa ist es die Frage wie lange die Welle braucht, um am Strand auf- oder abzulaufen, was wiederum von der Gegebenheit des Strands definiert wird. Möchte ich vielleicht die weißen Luftbläschen während des Zurückziehens der Welle zu Streifen werden lassen, welche dann als Linie den Betrachter zum Hintergrund leiten? Wie lange dauert also dieser Teil der Wellenbewegung? Ich stehe also vor Ort und zähle mit, während ich das Meer betrachte und wähle, dann die entsprechende Belichtungszeit.

Dann würde ich eine kürzere Belichtungszeit wählen. Hier experimentiere ich sehr viel. Häufig mache ich einige Dutzend Belichtungen, auch da jede Welle natürlich anders aussieht und anders auf die Küste trifft. Je nach dem wie schnelle die Wellen sind und wie viel Kraft sie haben kann die Belichtungszeit hier zwischen 1/20 und einer 1/4s Sekunde liegen. Einen großen Brecher einzufrieren hingeben bedarf noch einer kürzeren Belichtungszeit.

Aber neben der Bewegung von Wasser oder Wolken, gibt es noch Wind als zu berücksichtigendes Element, oder besser gesagt all die Dinge, die er bewegt. Möchtet ihr etwa Blumen oder Bäume fotografieren und der Wind streicht um Euch herum, so führt das nicht selten zu Bewegungsunschärfe in der umliegenden Fauna, hier würde ich stets versuchen die Belichtungszeit so kurz wie möglich zu wählen, um scharfe Vegetation zu erhalten. Hier gilt, je größer das Objekt im Bild und je stärker die Bewegung, desto kürzer muss die Belichtungszeit gewählt werden. Nicht selten gehe ich dann auch im Wald, wo es bekanntlich auch schon mal etwas dunkler sein kann, auch mit meiner ISO hoch, um eine kürzere Belichtungszeit zu erhalten und besagte Bewegungsschärfe zu vermeiden.

Wie ihr nun schon herausgelesen haben dürftet, gibt es schlichtweg keine perfekte Belichtungszeit für ein Motiv, nur Tendenzen, welche aus der Intention des Fotografen oder Fotografin herrühren. Ich hoffe dennoch ich konnte Euch einen kleinen Überblick vermitteln, wie ich an diese kreative Option herangehe und konnte Euch dazu motivieren das nächste Mal auch ein wenig darüber nachzudenken und herumzuprobieren.

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