Dolomiten Bergriesen im Herbst
Sven Herdt 10.11.2024 - vor 3 Wochen
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Seit einigen Jahren kehre ich jedes Jahr nach Italien in die Dolomiten zurück. Dieser Gebirgszug der Südalpen zählt für mich zu den beeindruckendsten Bergregionen. Die Dolomiten haben mich regelrecht in ihren Bann gezogen. Sobald eine Reise vorüber ist, habe ich schon neue Ideen für die nächste Tour gesponnen.
Seit 2009 gehören Teile der Dolomiten zum UNESCO-Weltkulturerbe und sind somit unter Schutz gestellt worden. Viele der Gipfel erinnern etwas an die bekannten Berge von Patagonien. Das Marmolata Gebirge ist mit 3343m der Höchste unter ihnen. Die zerklüfteten und gezackten Bergriesen aus Kalkgestein ragen meist steil in Richtung Himmel empor. Solche beeindruckenden Felswände sucht man in Deutschland vergeblich. Umso schöner ist es, dass ich Südtirol in gerade mal 2,5 Stunden erreiche. Aber nicht die ganzen Dolomiten gehören zum deutschsprachigen Südtirol. Weitere Teile der Dolomiten gehören zum italienischsprachigen Venetien. Klein ist die Region in Italien mit Sicherheit nicht. Man kann hier wohl Wochen Berge erklimmen oder einfach gemütlich die Pässe hoch fahren. Ein Paradies für alle Landschaftsfotografen.
Ich war schon in den unterschiedlichsten Jahreszeiten vor Ort. Natürlich hat jede Jahreszeit seinen Reiz. Im Winter hat man verschneite Landschaften und im frühen Sommer blühende Almwiesen und reichlich Wasser in den vielen Bergseen. Jedoch habe ich den September und Oktober lieben gelernt. Anfang September ist das Wetter meist stabil. Die Gewittersaison ist größtenteils vorbei und die Tageszeiten für das beste Licht relativ entspannt im Vergleich zum Sommer. Ebenfalls hat man an einigen der bekannten Gipfel zu dieser Zeit des Jahres schönes Alpenglühen am Abend. Ab Mitte Oktober wird das Wetter häufig schon unbeständig und man muss schon mit ersten Schnee rechnen. Dadurch hat ein Großteil der Hütten schon geschlossen und auch die Bergbahnen fahren nicht mehr alle. Die Bergregion wartet bis die Wintersaison beginnt. Dennoch liebe ich diese Zeit. Durch die etwas schwierige Infrastruktur zu dieser Zeit, teilt man sogar Orte wie die Seiser Alm mit nur wenigen anderen Touristen. Aber das beste zu dieser Zeit sind die Lärchen. Rund um den 20ten Oktober haben sie ihren Peak und strahlen im wunderschönsten Gelb.
Ich nehme euch nun mit auf eine meiner Touren durch die Dolomiten.
Es ist Ende September. Mit anderen Fotografen treffe ich mich im Rahmen einer Fotoreise in Brixen. Dieses Städtchen in Südtirol mit charmanter Altstadt ist ein guter Treffpunkt, man kommt über den Brenner an ihr vorbei und erreicht sie zudem mit dem Zug. Danach geht es zusammen in Richtung der Drei Zinnen. Die Fahrt bis zum Parkplatz an der Auronzo Hütte dauert fast 2 Stunden und führt durch das Pustertal. Da dies die Hauptverbindungsstraße nach Osttirol ist kann es hier zu viel Verkehr kommen. Im Sommer stand ich da bereits für Stunden im Stau. Vor allem der August ist diesbezüglich nicht zu empfehlen. Doch Ende September sind die vielen Touristen weg und man kommt meist zügig und pünktlich voran. Die letzten paar Kilometer muss man auf eine Mautstrasse welche 30 Euro pro PKW kostet. Doch bereits vor der Mautstelle hat man einen ersten schönen Fotospot den Lago di Antorno. Hier spiegeln sich die Drei Zinnen in einem See. Man kann ihn wohl gar nicht übersehen, da er direkt neben der Straße liegt. Wir fahren jedoch daran vorbei und werden ihn noch zum Sonnenaufgang besuchen.
Von der Auronzo Hütte aus kann man nun links oder rechts herrum wandern. Egal für welche Route man sich entscheidet. Man bekommt mit Sicherheit wundervolle Blicke auf die majestätischen Drei Zinnen. Na gut so sicher ist es dann doch wieder nicht. Manchmal spielt das Wetter nicht mit und man steht in der Mitte eines Wolkenmeeres. Das Hochgebirge kann eben launisch sein. Dann ist es gut auf der Drei Zinnen Hütte zu nächtigen. So hat man noch die Möglichkeit für den nächsten Morgen. Auch während des Workshops erging es uns einmal so. Am Morgen verzog sich jedoch der Nebel und die Bergspitzen ragten aus den Wolken hervor. Ein herrlicher Moment für jeden Naturliebhaber. Die Region hat viel zu bieten. Neben den unterschiedlichsten Blicken auf die Drei Zinnen sollte man jedoch auch andere Berge nicht vernachlässigen. Der Paternkofel oder Cadini di Misurina wären da z.B. zu erwähnen. Für alle Freunde der Nachtfotografie hat man direkt an der Dreizinnenhütte zu Neumond ideale Bedingungen um die Milchstrasse über dem Bergmassiv abzulichten.
Nicht sehr weit von den Drei Zinnen entfernt liegt Cortina. Nicht weit von hier gibt es vieles zu entdecken. Wie so oft in den Dolomiten kommt man sehr einfach über Passstrassen ins Hochgebirge. Der Passo di Giau ist mit Sicherheit einen Besuch wert. Man kann schöne kurze Wanderungen in dieser Gegend unternehmen und entdeckt bestimmt nicht nur ein Fotomotiv. In kleinen Pfützen kann man Bergmassive spiegeln lassen oder man geht mit dem Teleobjektiv auf die Jagd und sucht nach spannenden Ausschnitten. Wir besuchten einen kleinen “See”. Als wir ankamen war ein Teil davon vereist. Es war noch vor Sonnenaufgang und die Berge hatten bereits eine rote Färbung durch das Vorglühen. Jede Minute wurde die Eisfläche größer und man konnte den Kristallen regelrecht beim Wachsen zu sehen. Dazu das Bergpanorama und schöne Morgenlicht. Ein perfekter Morgen um den Tag zu beginnen. In der Gegend rund um Cortina findet man noch viele weitere erstklassige Fotoplätze.
Für den letzten Sonnenaufgang bei Cortina besuchen wir die Cinque Torri. Bereits weit vor Sonnenaufgang fahren wir erneut eine der Passstrassen empor. Die letzten Kilometer geht es über eine enge Zufahrtsstrasse bei welcher man keinen Gegenverkehr begegnen möchte. Schließlich erreichen wir eine Hütte mit Parkplatz. Von hier aus wandern wir im Dunklen weiter. Es wird langsam dämmrig und man kann bereits erahnen, dass ein schöner Sonnenaufgang auf uns wartet. An diesem Morgen sind wir nicht die einzigen Fotografen vor Ort. Eine weitere Gruppe teilt mit uns diesen magischen Moment als die ersten Sonnenstrahlen auf uns treffen. Danach geht es zurück in unsere Unterkunft. Über Passstrassen geht es am Morgen weiter in Richtung Kastelruth. Dabei kommen wir auch am Grödner Joch vorbei. Hier lohnt es sich immer einen kurzen Stop zu machen. Entweder man genießt den Blick in die Ferne oder man hat gute Bedingungen für schöne Fotos.
Kastelruth ist ein schöner Ausgangspunkt für weitere tolle Plätze. Kastelruth kann man unterschiedlich anfahren. Das Villnößtal kann man auch von hier aus anfahren. Auch diese Region ist ein beliebter Punkt für Fotografen. Das aus gutem Grund. Am Ende des Tals ist die Geisler Gruppe. Ein sehr schöner Gebirgszug mit wundervollen Spitzen. Dieser wird bei Sonnenuntergang von der Sonne schön ausgeleuchtet. Somit kann man auf ein wunderbares Alpenglühen hoffen. Die zwei bekanntesten Fotoplätze im Villnößtal sind wohl die Blicke auf die Kirchen St. Johann und St. Magdalena. Doch wer etwas wandert wird auch hier mit anderen Blicken belohnt. Doch heute lassen wir es etwas gemütlicher angehen. Die Spitzen der Geißler sind frisch verschneit und als die Sonne tiefer sinkt stockt uns der Atem bei dem Anblick der Szene.
Von Kastelruth aus kann man sehr schnell die Seiser Alm erreichen. Dies ist die größte Hochalm von Europa. Die Ausblicke sind einfach genial. Ein paar Hütten stehen auf der Wiese. Dazwischen ragen Bäume empor und im Hintergrund erhebt sich der Langkofel. Mit etwas Glück hat man Morgennebel welcher von den ersten Sonnenstrahlen beleuchtet wird und der ganzen Szene etwas magisches verleiht. Doch um an diese Plätze zu gelangen muss man manches beachten. Die Strasse zur Seiser Alm hat nicht immer geöffnet. Auch muss man auf der Alm zu Fuß oder per Fahrrad unterwegs sein. Dies finde ich auch sehr gut so. Wäre da nur nicht der fehlende Kaffee am Morgen um die 10km vor Sonnenaufgang zu wandern. Neben der Seiser Alm ist auch der Rosengarten nicht weit entfernt. Ebenso ist der Karrersee in einer Stunde zu erreichen. Hier wehte im Oktober 2018 leider ein extremer Sturm. Dieser ließ ganze Wälder umknicken. Auch heute sieht man noch völlig karge Flächen. Darunter eben auch ein Teil direkt am Karrersee.
Neben den gezeigten Motiven haben die Dolomiten natürlich noch einiges mehr zu bieten. Dies war auch nur in kleiner Einblick in die Touren rund um die Dolomiten. Während der Tage erlebt man natürlich noch etliches mehr. Doch wollte ich den Rahmen nicht sprengen.
Vor allem wenn man auch etwas wandern geht erhält man oft schöne Fotomotive. Ich wünsche euch viel Spass bei der Erkundung dieser Bergregion. Die Dolomiten sind einfach ein fantastisches Gebiet! Falls du eine Reise in diese Region planst habe ich ein eBook erstellt. Darin findest du viele erstklassige Fotospots. Wenn du aber nicht alleine unterwegs sein möchtest, dann schau einfach bei unseren Fotoreisen nach den passenden Datum in diese einzigartige Region.
Hier noch ein paar kleine Tips:
– Vergesst nicht euer Teleobjektiv. Häufig kann man sehr schöne Ausschnitte festhalten. Man darf sich nur nicht mit dem Blick auf das Ganze versteifen. Die schroffenGipfel im ersten Sonnenlicht sind meist auch ein lohnendes Motiv für das Teleobjektiv.
– Verlasst nicht gleich nach dem Sonnenuntergang euren Standpunkt. Häufig hat man noch ein wunderbares Nachglühen. Die Sonne verschwindet zuerst doch nach 15 Minuten beginnen die Berge wieder plötzlich rot zu werden. Für mich oft noch schöner als das extreme Alpenglühen.
– Bei Schlechtwetter findet man auch Motive. Es gibt kleine Bäche oder Erdpyramiden. Diese sind perfekt für Regentage geeignet. Wer ausdauernd in den Bergen wartet wird auch häufig mit genialen Nebelstimmungen belohnt. Lasst nur den Kopf nicht hängen!