Dubai
Hannah Assil 01.01.2024 - vor 10 Monaten
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Spektakuläre Bauprojekte, die höchsten Wolkenkratzer, Luxus, Wüste, Hitze, Konsum, Maßlosigkeit und Extreme – das alles sind Worte, die einem zur größten Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate einfallen.
Ich habe versucht diese Stadt aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten und wurde ganz schön überrascht.
Bauchgefühl vs. Kopf
Es war November 2019 und meine Mama fragte mich bereits zum 10. Mal, ob ich denn wirklich nicht nach Dubai mitkommen möchte. Mein Papa ist Syrer und fast meine ganze Familie väterlicherseits lebt in den Emiraten. Im Januar 2020 fand die große Hochzeit meiner Nichte statt, zu der alle eingeladen waren.
Erneut schüttelte ich den Kopf und erklärte ihr, dass ich mit diesem Land wirklich gar nichts anfangen kann und ich den Großteil der Hochzeitsgäste ohnehin nicht kenne. Wochen verstrichen und irgendwie ließ mich dieser Gedanke trotzdem nicht los. Wie oft bekommt man schon die Gelegenheit acht Tage in Dubai zu verbringen und das bei Verwandten, ohne sich um irgendetwas kümmern zu müssen? Ich gab meinem Bauchgefühl nach und drei Wochen später saß ich auch schon im Flieger.
Dubai – Stadt der Superlative
Da war ich nun und wusste gar nicht, wohin mein Blick zuerst gehen soll. Ein beeindruckendes Gebäude nach dem anderen tauchte vor der Autoscheibe auf. Wolkenkratzer so hoch, dass man sich das gar nicht vorstellen kann, wenn man es nicht mit eigenen Augen sieht. Mein Blick wanderte auch immer auf die unzähligen Grünflächen, mit denen ich gar nicht gerechnet hatte und es dauerte nicht lange, bis ich die ersten Limikolen dort entdeckte. Mein Grinsen im Gesicht wurde immer größer und mich ließ das Gefühl nicht los, dass mir diese Reise doch sehr positiv in Erinnerung bleiben wird.
Ab in den Park
Mir fiel sofort auf, dass jede freie Fläche begrünt ist. Sogar bei großen Parkgaragen ist die Außenfassade teilweise begrünt. Ich will gar nicht wissen, wie viel Wasser das alles verbraucht, aber eines ist klar: Den Tieren gefällt es.
Kaum in unserer Wohnung angekommen, juckte es mich schon in den Fingern und ich lief samt Kamera in den kleinen Park nebenan. Nach nur einer halben Stunde hatte ich bereits über zehn verschiedene Vogelarten vor der Kamera, die kaum eine Fluchtdistanz hatten. Ich konnte das gar nicht glauben! Wie lange muss man in Österreich im Park (oder sonst wo) warten, um zehn Vogelarten gut zu fotografieren? Es ist also klar, was ich die nächsten Tage gemacht habe: Ich klapperte fast jeden Park ab, den es in Dubai gab.
Wo Welten aufeinandertreffen in Dubai
Bei meinen Recherchen habe ich herausgefunden, dass es direkt in Dubai ein Naturschutzgebiet namens Ras Al Khor gibt, welchem ich natürlich auch einen Besuch abstatten musste. Ich habe noch nie so eine surreale Kulisse gesehen. Im Hintergrund die höchsten Wolkenkratzer und verrücktesten Gebäude und davor Wasser, Natur und eine Vielzahl an Vögel.
Während die Stadt sonst insgesamt sehr laut ist und eigentlich nie schläft, gab es dort eine unglaubliche Ruhe und Stille. Ich saß in einem kleinen Beobachtungshäuschen und fühlte mich fast wie am Neusiedler See. Das geschützte Feuchtgebiet erstreckt sich über sechs Quadratkilometer und wird von der Gemeinde überwacht. Die drei Vogelbeobachtungspunkte sind nur zu bestimmten Zeiten geöffnet, damit Besucher die Tiere nicht stören. Das Schutzgebiet umfasst zahlreiche Salzpfannen, Wattflächen, Mangroven und Lagunen, in denen die Vögel nisten und sich in ihren spezifischen Lebensräumen einrichten. Vor allem im Winter ist dieser Ort ein Hotspot für Flamingos.
Dubai hat mich also eines Besseren belehrt und wird mich definitiv wiedersehen. Es ist anscheinend ein kleiner Birder-Geheimtipp und ich kann nur jedem empfehlen, dieser Stadt bei Gelegenheit einen kleinen Besuch abzustatten.