Auch wenn Seen mit Spiegelung natürlich auch ein schönes Motiv abgeben werde ich mich in diesem Artikel vorwiegend auf bewegtes Wasser konzentrieren. Da man hier mehr mit unterschiedlichen Belichtungszeiten usw. arbeiten kann.

Eingefroren oder Vernebelt

Eines der wichtigsten Dinge, welche richtige Fotografie von der schnellen Knipserei unterscheidet ist, sich im Voraus Gedanken zu machen was man für ein Foto erhalten möchte. Dies beinhaltet natürlich Bildaufbau, Schärfentiefe, Perspektive usw. Sobald nun bewegtes Wasser in unseren Bild hinzu kommt wird auch eine Überlegung bzgl. der Zeit wichtig. Bei unterschiedlichen Zeiten können wir eine komplett unterschiedliche Bildaussage erhalten. Nehmen wir an auf Teneriffa war ein starker Sturm. Während der letzten Nacht haben sich sehr hohe Wellen aufgetürmt, welche nun an die felsige Küste donnern. Nun kann ich mich entscheiden was ich darstellen möchte. Es ist möglich mit nur 1/1000 Sekunde oder noch kürzer zu fotografieren. So kann ich jeden einzelnen Wassertropfen scharf abbilden. Hierdurch wird die Kraft des Wassers verdeutlicht. Ich könnte aber auch das andere extrem versuchen und mehrere Minuten belichten. Wenn ich den Verschluss eine so lange Zeit geöffnet lasse, dann kann ich keine einzige Welle mehr sehen. Das Meer wird plötzlich spiegelglatt abgebildet. Die brechenden Wellen zwischen den Steinen wirken am Ende der Aufnahme wie Nebel, welcher durch die Felsen fließt. Natürlich entspricht dies nicht ganz der Realität wie man sie erlebt hat, doch kann dies ebenfalls eine sehr schöne Bildwirkung sein. Sollte ich längere Zeiten zwischen 1/20 und mehreren Sekunden wählen sehe ich noch die Wellen. Je länger ich belichte desto mehr verwischen diese. Die Strukturen lösen sich immer weiter auf und wandeln sich in „Nebel“ um. Bei den meisten Bildern mit Wasser versuche ich meist eines dieser Ziele zu erreichen. Mächtige Wasserfälle kann man kurz belichten um die Wucht da zu stellen, während ich den romantischen Waldbach doch lieber etwas länger belichte um die Idylle zu unterstreichen. Hierfür gibt es keine pauschale Angabe. Je nach Fließgeschwindigkeit und Bedingungen wirken unterschiedliche Zeiten mal besser und mal weniger gut. Hier kann man einfach mal testen, welche Zeit einen persönlich gut gefällt. Die Geschmäcker gehen hier durchaus auseinander. Beginne einfach mit 1/10 Sekunde und arbeite dich bis zu mehreren Sekunden vor. 

Lange Belichtungszeiten mit dem Graufilter
Möchte ich das Wasser länger belichten aber bin an den physikalischen Grenzen von Blende und ISO benötige ich einen Graufilter. Die einzige Aufgabe von Graufiltern besteht darin, das einfallende Licht zu reduzieren. Durch den Einsatz dieser Filter lassen sich somit längere Belichtungszeiten erreichen. Die perfekte Zeit ist Geschmackssache und Situationsabhängig. Je nach Stärke des Graufilters kann so auch tagsüber wenige Sekunden aber auch mehrere Minuten belichtet werden. Graufilter sollten dabei möglichst Farbneutral sein. Je Stärker das Filter ist, desto schwieriger ist für die Hersteller dies auch zu erreichen. Doch die guten Firmen wie z.B. Kase haben dies gut im Griff. Dennoch sollte man immer im RAW-Format fotografieren. Bei den meisten Filtern kann man den Farbstich über den Weißabgleich in der digitalen Bildbearbeitung etwas ausgleichen. Die wichtigsten Graufilter sind in meinen Augen der ND0.9, ND1.8 sowie der ND3.0. Mit dieser Kombination ist man sehr gut aufgestellt und für fast alle Situationen gerüstet. Beim Einsatz von sehr starken Graufiltern wie z.B einen ND3.0 hat die Kamera häufig Schwierigkeiten die Belichtung zu messen oder auch scharf zu stellen. Hierbei rate ich zu manueller Belichtungseinstellung sowie manuelle Schärfe. Für die Einstellung der Schärfe nehme ich den Filterhalter ab und wechsle nun in die Lupenansicht meiner Kamera. Bei einer 10fach Vergrößerung kann ich nun gut die Schärfe einstellen. Aber um ehrlich zu sein vertraue ich inzwischen auch dem Autofokus komplett. Hierfür verwende ich einen Schrfepunkt und bewege ihn an das Objekt meiner Wahl.
Für die Belichtungseinstellung mache ich eine Probeaufnahme ohne den Graufilter. Die restlichen Filter sollen jedoch bereits aufgesetzt sein. Nun kontrolliere ich das Histogramm und versuche ein möglichst gut Belichtetes Bild zu erhalten. Sollte die Belichtung nicht korrekt sein erstelle ich eine weitere Probeaufnahme. Sobald ich eine korrekt belichtete Aufnahme habe muss ich mir klar machen welche Belichtungszeit ich in etwa erreichen möchte. Je nach gewünschter Belichtungszeit muss ich natürlich unterschiedliche Filter verwenden.  Ich persönlich Verwende zur Ermittlung der neuen Belichtungszeit ganz gerne eine Tabelle. Es ist jedoch auch möglich eine APP wie etwa Photopills zu verwenden oder es selbst zu berechnen. Starke Graufilter besitzen einen Gummirand um kein Licht an der Seite durch zu lassen. Diese Graufilter kommen immer an den ersten Steckplatz aus der Sicht des Objektives. Hierbei ist die Abdichtung zum Objektiv gerichtet. Bei langen Belichtungszeiten sollte man ebenfalls darauf achten, dass der optische Sucher abgedeckt wird. Ansonsten ist es möglich unschöne Flairs oder Farbflecke durch Lichteinfall zu erhalten. Auch verwenden viele Fotografen ein schwarzes Tuch welches sie um den Filterhalter geben um weiteren Lichteinfall zu vermeiden.

Reflexe entfernen mit dem Polfilter
Der Polarisationsfilter kurz Polfilter genannt hilft uns unerwünschte nichtmetallische Reflexe zu entfernen. Diese Reflexe und Spiegelungen kommen in der Natur überall vor. Aber vor allem bei Wasser hat man häufig störende Reflexe und erzielt somit gute Resultate bei Verwendung eines Polfilters. So kann man Wasseroberflächen entspiegeln und sieht die Steine darunter oder man entfernt unerwünschte Reflexe auf feuchten Steinen am Bachlauf. Bei der Fotografie an Bächen, Wasserfällen und in Klammen ist das Polfilter für mich ein absolutes muss! Aber auch am Meer kommt es häufig zum Einsatz. Das Polfilter besteht aus zwei einzelnen Scheiben. Das vordere Filterglas kann an der Kamera zum Einstellen gedreht werden. Es sollte immer in Uhrzeigersinn gedreht werden um zu vermeiden, dass man versehentlich den Filter abdreht. Je nachdem wie weit ich drehe kann ich Reflexe stark oder weniger stark entfernen. Ich muss die Spiegelungen auch nicht immer komplett aus der Landschaft entfernen. Manchmal kann es natürlicher wirken wenn man noch eine leichte Spiegelung übrig lässt. Das Polfilter arbeitet am besten, wenn der Einfallwinkel derSonne 90 Grad zur Kamera steht. Also wundert euch nicht wenn bei einen Sonnenaufgang am Meer mit Blickrichtung zur Sonne kaum etwas zu erkennen ist. Bei der Fotografie mit Weitwinkel und blauen Himmel ist Vorsicht geboten. Der Polfilter wirkt nur in einen bestimmten Winkel und kann bei einem Weitwinkelobjektiv nicht das komplette Bild abdecken. Wenn ich nun bei blauen Himmel fotografiere wird nur ein teil im Himmel polarisiert. So entsteht ein rundlicher dunkelblauer Bereich im Bild. Dies wirkt meist unnatürlich und störend. Bei allen anderen Aufnahmen kommt es mit dem Weitwinkelobjektiv im Normalfall nicht zu störenden Erscheinungen. Wichtig ist auch, dass man den Polfilter an jeden neuen Standpunkt wieder neu einstellt. Da durch eine Änderung des Winkels zur Sonne die letzte Einstellung nicht mehr richtig ist. Das Polfilter absorbiert in etwa 1 Blende des Lichts. Dies ist am Wasser häufig sogar nützlich um längere Zeiten zu erreichen. Für mich ist das Polfilter meist die erste Wahl und sollte die Zeit dann nicht stimmen kommt noch ein Graufilter zum Einsatz.

Verwacklungsfreie Bilder
Habe ich mich entschlossen eine längere Belichtungszeit zu wählen, muss ich ein paar Dinge beachten um auch verwacklungsfreie Bilder zu erhalten. Es ist kaum möglich 1 Sekunde aus der Hand scharf zu fotografieren. So muss ich mit Sicherheit ein Stativ verwenden. Eine Regel lautet, dass man 1/Brennweite in Sekunden noch scharf abbilden kann. Sollte ich somit ein 20mm Objektiv verwenden benötige ich mit ruhiger Hand 1/20 Sekunde oder kürzer um ein scharfes Bild zu erhalten. Natürlich helfen mir Bidstabilisatoren noch etwas diese Regel zu umgehen. Bei den neuen Objektiven sind die Stabilisatoren teilweise extrem gut und man kann immer länger belichten. Doch ich würde dennoch solche Aufnahmen nie ohne Stativ machen.
Habe ich nun meine Kamera auf einen verwacklungsfreien Stativ montiert ist es wichtig den Bildstabilisator ab zu schalten. Der Stabilisator versucht ständig etwas aus zu gleichen. Doch ist nichts vorhanden was ausgeglichen werden kann, dann kommt es meist zu unscharfen Bildern. Bei einen Weitwinkelobjektiv ist dies meist noch weniger zu erkennen. Doch kommt man in den Telebereich sind die Bilder meist komplett unbrauchbar. Dies gilt vor allem für Spiegelreflexkameras.  Manche Systemkameras arbeiten anders und diese Regel muss nicht berücksichtigt werden.
Eine weitere wichtige Regel für scharfe Bilder ist der Einsatz von Fernauslösern oder den Selbstauslöser. Das Stativ kann noch so stabil sein, doch wenn ich mit meinen Finger den Auslöser betätige wird es immer zu einer leichten Verwacklung kommen. Um dies zu vermeiden ist der Einsatz eines Fernauslösers sehr wichtig. Natürlich ist dies nur bei bestimmten Zeiten extrem wichtig. Bei kurzen Zeiten ist es nicht notwendig und bei Zeiten ab 10 Sekunden kann man es wohl auch wieder vernachlässigen. Doch habe ich mir angewöhnt Landschaften immer mit Stativ und Fernauslöser bzw. Selbsauslöser zu fotografieren. Häufig montiere ich keinen Fernauslöser und verwende dann den Selbstauslöser mit 2 Sekunden Vorlaufzeit. Nach zwei Sekunden ist die Verwacklung auch wieder vorbei und die Aufnahme wird scharf.
Bei Spiegelreflexkameras muss man zwischen den Zeiten von 1/200 Sekunde – 5 Sekunden ebenfalls auf den Spiegelschlag achten. Durch das Hochklappen des Spiegels kann ebenfalls leichte Unschärfe entstehen. Um dies zu vermeiden kann man in den Spiegelreflexkameras die Spiegelvorauslösung verwenden oder man nutzt den LiveView. Bei Verwendung des LiveViews ist der Spiegel bereits hoch geklappt und man sich nicht weiter damit beschäftigen. Spiegellose Kameras haben sowieso kein Problem mit einen schlagenden Spiegel.

Wellenbewegung
Eines meiner persönlichen Lieblingsmotive ist das fotografieren am Meer und das Spiel mit dem Wellen. Es ist für mich so schön an der Brandung oder in der Wellen zu stehen und zu beobachten wie die Wellen Steine, Eisbrocken oder Felsen umspülen. Jede Welle kommt dabei aus einer anderen Richtung und in einer anderen Höhe. Es gibt kein gleiches Bild. Der Moment an welchen man den Auslöser betätigt ist dabei sehr wichtig. Ich mag es sehr das abfließende Wasser zu fotografieren. Der Moment in dem die Welle ihren Scheitelpunkt erreicht hat und wieder ins Meer zurück fließt. Manchmal ist es auch schön der ankommende Welle zu fotografieren. Je nach Situation und Motiv. Versucht es einfach mal aus. Das selbe Motiv kann so extrem unterschiedlich wirken. Die Welle ist der Hauptdarsteller und verwandelt das Motiv in ein gutes oder auch langweiliges Bild. Bei Rücklaufenden Wasser verwende ich häufig Zeiten von ca. 2 Sekunden. So erhalte ich wunderschöne Schlieren.
Doch auch Belichtungszeiten von etwa 1/10 können ihren reiz haben. Besonders wenn die Welle spritz und wir diese Bewegung dynamisch einfangen möchten. 

Gummistiefel
Wenn ich Touren am Wasser plane habe ich meist Gummistiefel mit dabei. So kann ich auch mal eine hohe Welle abhalten oder in einen Bach hinein gehen um eine bessere Perspektive zu erhalten. Es lohnt sich immer Gummistiefel im Auto zu haben!

Achtung Wasser kann gefährlich sein!
Am Wasser muss man natürlich etwas mehr aufpassen als an Land. Sobald Felsen nass sind werden diese teilweise sehr rutschig. Das hängt natürlch auch von der Art des Gesteins ab. Möchte man stets den besten Blickwinkel und schönste Perspektive erreichen muss man einfach auf kritischen Untergrund stehen. Da spricht ja auch nichts dagegen. Aber immer im Hinterkopf behalten, dass es sehr rutschig sein kann. Am besten bewusst und mit kleinen Schritten vorwärts gehen. 

Eine weitere Gefahr könnte auch Ebbe und Flut darstellen. Häufig sind die Gezeiten sehr unterschiedlich. Ein wunderschöner Platz welcher bei Ebbe einfach zu erreichen war ist möglicherweise ein paar Stunden später komplett im Wasser versunken und man kommt gar nicht mehr davon weg. Auch sind häufig manche Fotolocations nur bei Hoch- oder Niedrigwasser möglich. Falls man sich mit Ebbe und Flut nicht sehr auskennt am besten den Rat von Einheimischen einholen und keinesfalls Risiken eingehen. 

Ebenfalls gibt es Küstenabschnitte, welche gefährliche Wellen und Strömungen aufweisen. So sterben in Island am Reynisfjara fast jährlich Touristen. Mit etwas Verstand müsste dies nicht passieren. Falls Warnschilder aufgestellt sind nehmt diese auch ernst. Wasser und vor allem Wellen können eine enorme Kraft entwickeln. Bestenfalls beobachtet und genießt man über längere Zeit die Wellenbewegung. Nicht alle Wellen sind gleich groß. Hin und wieder kommt eine Welle herein welche die vorherigen übertrifft. Bitte unterschätzt die Kraft des Wassers nicht!

Ich wollte euch nun den Spass an der Küstenfotografie nicht vermießen. Ich liebe es am Strand zu stehen und die Bewegung der Wellen fest zu halten. Doch sollte man eben auch mit Kopf an die ganze Sache gehen.

Ich hoffe ihr konntet etwas über die Fotografie am Wasser lernen. Ich wünsche euch nun viel Spass beim ausprobieren. Wasser ist toll und macht einfach Spass!

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