Im Bann der Lofoten
Sven Herdt 14.09.2023 - vor 1 Jahr
Sven Herdt Zum Profil
Ich habe die Lofoten inzwischen einige Monate bereist. Immer wieder zieht es mich auf diese Inselgruppe. Doch warum die Lofoten? Im folgenden Artikel möchte ich mit dir meine Begeisterung für die Lofoten teilen und einige Informationen näher bringen.
Bei den Lofoten handelt es sich um eine Region in Norwegen. Eine Inselgruppe bestehend aus etwa 80 Inseln, deren Lage 100-300km nördlich des Polarkreises im Atlantik liegt. Übersetzt man Lofoten, bedeutet es soviel wie Luchsfüsse.
Aber jetzt Schluss mit diesen Fakten aus Wikipedia und weiter mit meinen persönlichen Informationen,
Die Lofoten waren für mich als Landschaftsfotograf schon immer ein Wunschziel. Viele Monate bereiste ich bereits Island und ich gewann den Norden immer lieber. Es ergab sich für mich vor einigen Jahren die Möglichkeit und ich konnte meinen Freund Jens Klettenheimer bei einen ersten Workshop unterstützen und diese Inselgruppe dabei selbst kennen lernen. Es sollten noch mehrere gemeinsame Reisen mit Jens folgen. Inzwischen gab es auch bereits Touren zusammen mit Kai Hornung und Walter Luttenberger und einige Fotoreisen führte ich alleine.
Die Anreise auf die Lofoten ist immer wieder spannend. Von Deutschland aus benötigt man meist 3 Flüge um das kleine Städtchen Leknes zu erreichen. Der letzte Flug von Bodo nach Leknes erinnert dann eher an einen Rundflug. Man ist nicht wirklich in großer Höhe und trotzdem schafft es die Stewardess in nur 20 Minuten von Getränke bis zollfreie Güter alles an zu bieten. In Leknes gelandet fühlte ich mich von Beginn an wohl. Der Flughafen hat eine sympathische Größe und das Förderband für das gesamte Gepäck ist vielleicht 8m lang. Nach all dem Flugstress angekommen, fällt dieser sofort ab. Immer wieder kommt es jedoch vor, dass man Verspätung hat da ein Anschlussflug schon weg ist. Aber auch das klappt meist ohne Probleme und man findet immer wo einen anderen Sitzplatz. Die Anreise ist jedes mal ein kleines Abenteuer.
Unsere Unterkunft haben wir meist im Süden der Lofoten. Nach einer Stunde Fahrt von Leknes erreichen wir die malerischen und bekannten Orte Reine und Hamnoy. Ein großer Vorteil wenn man hier unterkommt ist, dass man zu Sonnenaufgang im Herbst und Winter perfektes Licht hat und man keine langen Anfahrtsstrecken vor sich hat. Einige wirklich gute Locations sind sogar schnell zu Fuss erreichbar. Je nach Jahreszeit kann man somit vorher oder nachher gemütlich Frühstücken. Auch genieße ich es sehr, dass alles spannende auf den Lofoten in max. 2 Stunden erreichbar ist und somit mit nur einem Quartier auskommt.
Meine bevorzugte Jahreszeit ist der Winter und Herbst. Ende September leuchten die kleinen Birken im knallig bunten Herbstlaub. Man hat lange Tage von ca. 12 Stunden und kann dadurch so einige Wanderungen machen. Auch beginnen die Polarlichter wieder über den dunkeln Nachthimmel zu tanzen. Ende Januar bis Anfang Februar ist man im Rausch des Lichtes, sollten die Bedingungen gut sein. Man kann über Stunden die Wolken beobachten wie sie sich von rot ins orangliche färben und wieder zurück. Doch weiß man zu dieser Jahreszeit nie was man bekommt. Obwohl die Lofoten sehr weit im Norden liegen haben sie eine milde Temperaturen. Meist um die 0 Grad. So kommt und geht der Schnee. Die Seen gefrieren oder tauen auch wieder. Es kann auch Regentage haben oder ein Sturm zieht vorbei. Der Atlantik ist immer wieder für eine Überraschung zu haben und ich erlebte von Schneesturm bis hin zu 2wöchigen Sonnenschein mit Minustemperaturen schon alles. Durch die hohen Berge bis 1200m und vielen Fjorde gibt es nicht überall das gleiche Wetter. Auch wenn man denkt vor der Hütte ist alles bewölkt lohnt sich oft eine Autofahrt und man kommt in eine klare Nacht in der Aurora zu tanzen beginnt. Einfach versuchen. Schlaf ist auf einer Fototour sowieso überbewertet. Ebenfalls bevorzuge ich diese zwei Monate, da man kaum Menschen auf den Lofoten trifft. Ab Mitte Februar und März kommen sehr viele Fotografen. Während der Sommermonate kommen dann die „normalen“ Touristen und alle Parkplätze sind mit Wohnmobile zugestellt. Das habe ich zumindest schon öfters gehört. Da ich gerne Plätze möglichst ohne Menschentrubel habe, fand ich den September und Ende Januar für mich, um die Lofoten zu bereisen.
Was diese Insel für mich so speziell macht, sind die Berge in Verbindung zum Meer. Man hat Strände und gegenüber ragen aus dem Meer enorm steile Berge hervor. Dies macht diese Gegend für mich enorm spannend. Es gibt einige Highlights so z.B das Auge von Uttakleiv oder die bekannte Ansicht von Hamnoy. Doch kann man auf den Lofoten auch viele eigene Kompositionen entdecken. Die Strände sind so vielfältig. Man findet Spiegelungen im Sand oder große Bouldersteine, welche sich hervorragend für Langzeitbelichtungen eignen. An kalten Tagen kann es passieren, dass man in den Fjorden teilweise Eis hat oder Neuschnee an den Stränden was zu sehr ausdrucksstarken Bildern führen kann. Am nächsten Tag ist wieder alles geschmolzen, die Gezeiten haben sich geändert und an jeden Ort ergeben sich neue Möglichkeiten. Ich habe hier nicht genügend Platz um nun auf alle Stellen gesondert ein zu gehen. Doch möchte ich kurz die bekanntesten und sehr fotogenen Strände nennen. Hierzu zählt Skagsanden, Uttakleiv, Unstad sowie Haukland. Neben diesen bekannte Stränden gibt es aber auch noch einige mehr. Einfach mit offenen Augen über die Landschaft fahren.
Ein weiteres lohnenswertes Motiv sind natürlich die roten Häuschen, welche für diese Gegend so charakteristisch sind. Auch wenn mein Herz für die Naturfotografie schlägt, fotografiere ich auf den Lofoten auch immer diese Fischerhütten. Die bekanntesten dabei sind wohl Hamnoy und Reine. Auch die Kirche Gimsoy ist bei den Fotografen sehr beliebt.
Wer lieber Tiere vor der Linse hat, für den bieten sich Touren zu den Seeadlern an. Dieses Angebot findet man in Svolvaer. Auch ist es im Winter möglich Orcas auf einer Tour vor die Linse zu bekommen.
Ich könnte hier noch so viel mehr über die Lofoten berichten. Doch ist es wohl besser man besucht einmal selbst diese Perle im Hohen Norden und bildet sich seine eigenen Meinung.
Hier stelle ich noch drei der bekannten Motive auf den Lofoten vor. Dies ist ein kleiner Ausschnitt aus meinem eBook zu den Fotolocations der Lofoten.
REINEHALSEN PANORAMABLICK (67.92868, 13.08747)
Parken: Parkplatz (67.92838, 13.08423)
Tageszeit: bewölkter Himmel, blaue Stunde, Sonnenauf- und -untergang
Beschreibung: Dieser bekannte Aussichtspunkt bietet den wohl schönsten Blick auf das malerische Dorf Reine. Die roten Häuser am Fjord und des Mt. Olstinden im Hintergrund harmonieren einfach perfekt. An einem windstillen Morgen mit Spiegelung auf dem Wasser erhält man die besten Ergebnisse. Ich empfehle einen Blick zu finden, in dem keine störenden Büsche in das Bild ragen. Man kann Ausschnitte machen oder aber die ganze Bucht aufnehmen. Am Holzsteg ist bei langen Belichtungszeiten Vorsicht geboten. Durch andere Fotografen oder Spaziergänger kann es leicht zur Verwackelung kommen. An diesem Platz ist man selten allein. Auch andere Fotografen wollen diesen Blick vor allem am frühen Morgen einfangen.
RAMBERG ROTE HÜTTE (68.09672, 13.24431)
Parken: Parkplatz am Kreisel (68.09832, 13.24552)
Tageszeit: je nach Bedingungen
Beschreibung: Diese rote Hütte steht malerisch am Strand von Ramberg. Dahinter erstreckt sich das türkisfarbene Meer und ein Gebirgszug in der Ferne. Da wundert es nicht, dass die Hütte ein sehr beliebtes Fotomotiv darstellt. Vom Parkplatz folgt man ein paar Meter der E10 und geht dann an den Fotospot hinunter. Mir gefällt dieses Motiv am besten mit einer geschlossenen Schneedecke. So wird die ganze Szene auf das Wesentliche reduziert und das Rot der Hütte verstärkt. Man kann die Hütte aus verschiedenen Winkeln ablichten. Ganz symmetrisch oder doch etwas seitlich. Dabei finde ich es auch wichtig, mit dem Abbildungsmaßstab zu experimentieren. Mich persönlich sprechen meist Bilder an, in denen die Hütte nicht zu groß dargestellt wird und man auch etwas von der Umgebung wahrnimmt.
Der Strand hinter der Hütte ist sicherlich einen kleinen Spaziergang wert. Doch aus fotografischer Sicht finde ich ihn persönlich nicht sonderlich aufregend. Da gibt es deutlich bessere auf den Lofoten.
HAMNØY KLASSIKER (67.94538, 13.1313)
Parken: Parkplatz (67.94542, 13.13454)
Tageszeit: bewölkter Himmel, Sonnenaufgang
Beschreibung: Der Blick von der Brücke auf die Häuser von Hamnøy ist eines der bekanntesten Fotomotive auf den Lofoten. Die Kombination von umspülten Felsen im Vordergrund, den roten Häusern und dem Berg im Hintergrund ist einfach genial. Nicht selten findet man zu bestimmten Jahreszeiten mehrere Fotografen auf der Brücke. Zu Beginn der Brücke lassen sich tolle Hochformataufnahmen erstellen. Von dieser Position aus, liegen alle wichtigen Bildelemente aufgereiht hintereinander begonnen mit den Felsen im Vordergrund. Je weiter man die Brücke entlang geht desto mehr trennen sich die drei Bildelemente (Felsen, Hütten, Berg) und man erhält ein Querformat. Welcher Standpunkt Euch persönlich am besten gefällt, müsst Ihr selbst entscheiden. Da das Geländer der Brücke extrem hoch ist, fotografiere ich immer zwischen dem Geländer hindurch. Hier hat man spätestens beim Montieren seiner Verlaufsfilter ein seltsames Gefühl, da diese nicht durch die Stäbe passen und erst im Anschluss von außen montiert werden müssen. Versucht unterschiedliche Belichtungszeiten. Vor allem wenn das Meer unruhig ist und die Felsen umspült werden, sind dadurch sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielbar. Neben dem klassischen Blick kann man auch seitlich auf die Brücke fotografieren oder einem Trampelpfad, welcher unter die Brücke führt, direkt bis an das Meer folgen. So erhält man noch andere Ansichten eines oft gesehenen Motivs.
SKAGSANDEN (68.10444, 13.28759)
Parken: Parkplatz (68.10386, 13.28159)
Tageszeit: bewölkter Himmel, Sonnenauf- und -untergang, Polarlicht
Beschreibung: Der Skagsanden liegt direkt an der E10 und ist leicht zugänglich. Dazu ist er noch sehr fotogen. Da wundert es nicht, dass es ein sehr beliebter Strand bei Fotografen ist. Der Sandstrand führt sehr flach in das Meer hinein. So ergeben sich bei niedrigem Gezeitenstand wunderschöne Spiegelungen auf dem feuchten Untergrund. Dieser besteht aus einem zweifarbigen feinen Sand. Bei Zuläufen und Quellen von Wasser findet man häufig sehr schöne Muster aus hellem und dunklem Sand. Diese lassen sich mit dem Weitwinkelobjektiv gut als Vordergrund verwenden oder aber man fotografiert sie nur im Detail. Wer etwas weiter über den Sandstrand läuft, erreicht Felsen, an denen man gute Motive vorfinden kann, wie zum Beispiel einen Gezeitenpool mit schönen Farben bei Ebbe.
Aber auch die Felsen gleich unterhalb des Parkplatzes bieten sich als Vordergrund an. Hier ist ein hoher Wellengang empfehlenswert. An Felsen wie diesen mache ich oft gerne eine Langzeitbelichtung von mindestens 30 Sekunden bis 4 Minuten.
Durch die Lage des Strandes, die Ausrichtung nach Norden und den relativ freien Horizont ist der Skagsanden dazu noch ein hervorragender Standpunkt zum Beobachten der Aurora Borealis. Bei guter Nordlichtvorhersage ist man daher meist nicht alleine vor Ort.
UTTAKLEIV (68.21042, 13.50148)
Parken: (gebührenpflichtiger) Parkplatz (68.20961, 13.50195)
Tageszeit: bewölkter Himmel, Sonnenuntergang, Polarlicht
Beschreibung: Der Strand von Uttakleiv ist wohl einer der abwechslungsreichsten Strände der ganzen Lofoten. Man kann sehr unterschiedliche Vordergründe in das Bild aufnehmen oder auch nur Details fotografieren. Zum einen wären da die großen Steine zu erwähnen. Zwischen diesen erhält man mit Hilfe einer Langzeitbelichtung einen spektakulären Nebeleffekt durch die ankommenden Wellen. Man kann aber nicht nur rund geformte Steine in das Bild nehmen. Es gibt ebenfalls komplett felsigen Untergrund. Hier hat das Wasser über Jahrtausende wunderschöne Strukturen erschaffen. Achtet hier besonders gut auf eine interessante Linienführung. Bei hohem Wellengang läuft das Wasser auf sehr schöne Weise in den Felsstrukturen ab, während bei Ebbe das “Auge von Uttakleiv” frei liegt. Dabei handelt es sich um einen besonderen Stein, welcher in einer Wassersenke liegt. Der Stein hat wohl auch über die Jahre diese mit Wasser gefüllte Mulde erschaffen, die in Kombination wie ein Auge wirkt. Die roten Algen machen dieses Gezeitenbecken perfekt. Uttakleiv eignet sich ebenfalls besonders gut zum Fotografieren von Polarlichtern. Auch bei niedrigem KP-Wert sind sie wegen der niedrigen Berge am Horizont häufig gut zu fotografieren.