Die richtige Vorbereitung

Wie immer stellt sich die Frage, ob es wichtig ist, sich auf ein Shooting vorzubereiten oder ob man "es einfach einmal probiert". Beide Ansätze sind grundsätzlich richtig. Mit der intensiven Vorbereitung ist allerdings gerade im Bereich der Astrofotografie der Erfolg um einiges wahrscheinlicher.

Zuerst muss einmal geklärt werden, warum man sich mit der Astrofotografie beschäftigen möchte. Geht es um eine möglichst detaillierte Darstellung des Nachthimmels oder geht es eher um eine landschaftlich ansprechende Aufnahme, bei der die Sterne und insbesondere die Milchstraße ein besonderer Teil der Bildkomposition sind? Als Landschaftsfotograf bin ich persönlich an der 2. Variante interessiert. Der Nachthimmel und die Himmelskörper sind für mich immer ein Teil der Gesamtaufnahme und fügen sich dort perfekt ein. Für die reine Astrofotografie müsste ich nämlich meine Ausrüstung aufstocken und mich wesentlich intensiver mit dem Thema beschäftigen.  

Wo und wann?

Bei der Frage nach dem "Wo" gilt es nicht nur zu klären in welcher Art von Landschaft die Milchstraße abgelichtet werden soll (Berg, See, Meer, Wüste), sondern auch um welchen Breitengrad es sich bei der ausgewählten Location handelt. Denn auf der nördlichen Halbkugel, also in heimischen Breitengraden befindet sich das Zentrum der Milchstraße tief unten am Nachthimmel und ist nur von März bis Oktober zu sehen. Von März bis Mai ist die Milchstraße sehr spät in der Nacht, etwa 2 Stunden vor dem Sonnenaufgang zu sehen, im Sommer die ganze Nacht lang und im September und Oktober wiederum relativ bald nach dem Sonnenuntergang. Auf der südlichen Halbkugel hingegen befindet sich das Zentrum der Milchstraße hoch oben am Himmel und ist somit immer sehr gut sichtbar. Der Nachthimmel ist hier auch insgesamt heller und man kann ganz andere Sternbilder wie z.B. das Kreuz des Südens fotografieren.

Die Planung

Ist dann die perfekte Location gefunden, folgt die Frage nach dem Wann. Wie oben beschrieben empfehlen sich für die Milchstraßenfotografie die Monate März bis Oktober. Leichter Mondschein kann zwar die Landschaft aufhellen, aber gleichzeitig erscheint der Nachthimmel nicht so dunkel, wie es für eine perfekte Aufnahme nötig ist. Deshalb sind die 4-5 Tage rund um den Neumond ideal, um die perfekten Bedingungen auszunutzen. Gerade bei der Planung einer Fotoreise ist es somit essentiell, dass man zur richtigen Zeit (Mondphasen) vor Ort ist. Sehr hilfreich für die Planung ist in diesem Zusammenhang der Jahreskalender auf der Website www.focustoinfinity.de - Eine weitere Möglichkeit schon von zu Hause eine Aufnahme vorzuplanen ist die App PhotoPills. Die App ist zwar kostenpflichtig, rentiert sich aber auf jeden Fall, weil sie viele Möglichkeiten der Unterstützung bietet. Man kann z.B. schon Stunden vor dem Shooting die genaue Bildkomposition für die Aufnahme festlegen, da die Milchstraße in das Livebild des Mobiltelefons eingeblendet wird.

Die Praxis

Nachdem wir nun den perfekten Platz und die ideale Zeit gefunden haben, kommt es jetzt auf die richtige Praxis an. Sehr wichtig bei jeglichen Aufnahmen mit längeren Belichtungszeiten ist ein gutes, standfestes Stativ mit einem gut fixierbaren Stativkopf. Nur so ist ein verwacklungsfreies, knackscharfes Ergebnis gewährleistet. Eine System- oder eine Spiegelreflexkamera mit einem vernünftigen Rauschverhalten erzeugt in Kombination mit einem lichtstarken Objektiv eine hochwertige Datei, die sich perfekt für die Weiterverarbeitung in einem Bildbearbeitungsprogramm eignet. In der Praxis haben sich Brennweiten zwischen 14 und 20 mm, umgerechnet auf Vollformat als beste Lösung herauskristallisiert. 

On Location

Vor Ort eingetroffen findet man sich am besten mit einer hochwertigen Stirnlampe zurecht. Sobald der ideale Standpunkt festgelegt ist, sollte das Stativ, meist leicht über Bodenhöhe, stabil aufgestellt werden. So ist gewährleistet, dass auch bei einem stärkeren Wind eine verwacklungsfreie Aufnahme gelingt. Nachdem die Kamera mit dem richtigen Objektiv auf das Stativ montiert ist, wird der richtige Bildausschnitt festgelegt, dann folgen die wichtigsten Kameraeinstellungen:

Hier ist auf ein entscheidendes Detail zu achten, das sich auch in der App PhotoPills berechnen lässt. Durch die Erdrotation werden die Sterne am Himmel nur als Punkte dargestellt, wenn die Belichtungszeit kürzer ist, als die Zeit in der sich die Erde entscheidend weiterbewegt. Da diese optimale Belichtungszeit auch von der Größe des Sensors und vom verwendeten Objektiv abhängt, kann man beides in eine Tabelle eingeben und erhält die maximal verwendbare Zeit, bevor aus den Sternen durch die Erdrotation Striche werden.

Die Kameraeinstellungen

Somit ist die Belichtungszeit auf ein gewisses Maß begrenzt (meist zwischen 10 und 18 Sekunden, je nach Kamera-Objektiv-Kombination). Da wir versuchen so viel Licht als möglich auf unseren Sensor zu bekommen, öffnen wir auch die Blende fast bis zum Anschlag (2/3 von der kleinstmöglichen Blende sollte man abblenden um eine gewisse Schärfereserve zu haben). Da das aber nicht ganz ausreicht um genügend Licht für eine richtig belichtete Aufnahme zu bekommen, müssen wir noch die ISO, die Lichtempfindlichkeit des Sensors, hochschrauben. In dunklen Nächten und mit lichtstarken Objektiven (1.4 bis 2.0) reicht es oft aus die Aufnahme mit ISO 1600 bis 3200 zu belichten. Wer mit einem lichtschwächeren Objektiv arbeitet muss eine dementsprechend höhere ISO-Einstellung verwenden. Allerdings sollte man sich darüber heutzutage nicht mehr so große Sorgen machen, denn die aktuellen Bildbearbeitungsprogramme können das Bildrauschen, das dadurch entsteht, mittels Einsatz künstlicher Intelligenz, sehr gut korrigieren. Die Tonwertkurve sollte dabei nicht zu weit links (Schwarz) stehen, damit genügend Zeichnung in den dunklen Bereichen vorhanden ist. Da man auf der Kamera nur die Kelvin einstellen kann, belasse ich den Weißabgleich meistens auf automatisch und korrigiere in der Nachbearbeitung auf dem kalibrierten Bildschirm nach. Auf jeden Fall sollte man in RAW fotografieren, dann holt man sowohl das Maximum aus den Daten heraus und hat auch noch anschließend die Möglichkeit z.B. den Weißabgleich ausreichend zu verstellen. Bei Aufnahmen vom Stativ sollte außerdem der Bildstabilisator ausgeschaltet sein, da er bei der Verwendung eines Stativs nicht gebraucht wird und im ungünstigsten Fall das Gegenteil bewirkt, nämlich verwackelte Aufnahmen.

Der Fokus

Fokussiert wird in der Nachtfotografie immer und ausschließlich manuell. Es sollte also zuerst in den MF-Modus gewechselt werden. Bei Systemkameras (spiegellos) lässt sich der Manualfokus mit einer Ausschnittvergrößerung auf dem Display koppeln. Wenn man also am Fokusring des Objektivs dreht, sollte sogleich eine Ausschnittvergrößerung des aktuellen Bildausschnitts zu sehen sein. Nun verschiebt man diesen Fokus-Ausschnitt soweit bis ein größerer Stern zu sehen ist. Während man nun am Fokusring dreht sieht man wie der Stern größer (unschärfer) oder kleiner (schärfer) wird. An dem Punkt wo der Stern am Kleinsten erscheint, ist die Schärfe ideal. Dies ist praktisch nie bei der Objektiveinstellung für Unendlich der Fall.

Will man nicht nur den Sternenhimmel sondern auch den sorgfältig ausgewählten Vordergrund scharf darstellen, muss man die Technik des Fokus-Stacking anwenden. Hierbei werden aufeinanderfolgende Bereiche im Bild scharf gestellt und in der Postproduktion zusammengefügt. 

Die Aufnahme

Sind alle Parameter kontrolliert worden und die Schärfe optimal dann sollte mittels des Selbstauslösers (2 oder 5 Sekunden) die Kamera auslösen. Die Rauschunterdrückung bei Langzeitbelichtung (Kameraeinstellung) zu verwenden, empfinde ich als nicht sinnvoll, da die Kamera zur Rauschunterdrückung eine weitere, allerdings schwarze Aufnahme mit der gleichen Belichtungszeit über das Ursprungsbild blendet. Dadurch verliert man Zeit und das bessere Ergebnis zur Rauschunterdrückung erzielt man ohnehin mit der optimalen Software. (Lightroom, Topaz Denoise AI, ON1 NoNoise Ai oder Luminar Neo Rauschfrei AI). Die fertige Aufnahme sollte jetzt auf dem Display erscheinen. Doch Vorsicht: Durch die dunkle Umgebung während des Fotografierens ist das Auge nicht an das helle Display gewöhnt und die Aufnahme erscheint wesentlich heller als sie in Wirklichkeit ist. Allerdings sollte man die richtige Belichtung ohnehin immer anhand des Histogramms beurteilen. Durch Einzoomen auf einen Himmelsausschnitt kontrolliert man noch einmal die Schärfe. Perfekt, die erste Aufnahme mit Milchstraße ist gelungen und jetzt kann man sich entweder neue Bildausschnitte suchen oder z.B. das Fokus-Stacking ausprobieren. Da Übung bekanntlich den Meister macht ist es auch in diesem Bereich wichtig oft rauszugehen und das Gelernte so oft als möglich zu praktizieren. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Umsetzen.

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