(Ich habe in diesen Artikel ein paar Herstellernamen genannt. Ich werde jedoch von keinen dieser Marken unterstützt oder bekomme Geld für die Erwähnung.)

Ich persönlich benutze in der Landschaftsfotografie fast immer ein Stativ. Zum einen ist es natürlich für verwacklungsfreie Bilder häufig nötig. Doch für mich ist es noch viel mehr. Sobald ich das Stativ aufbaue ist das Foto schon etwas wert. Ich knipse nicht mehr, sondern beginne zu fotografieren. Ich nehme mir Zeit den richtigen Standpunkt zu finden. Habe die Ruhe mir den Bildausschnitt perfekt zu platzieren und arbeite ohne Druck mit meinen Filtern. Der Stress ist beiseite und es ist eine Art meditative Fotografie. Keine schnelle Reportagefotografie. Nein genau das, um was es sich in der Landschaftsfotografie handelt. Mit Ruhe und Genuss die Landschaft auf sich wirken zu lassen und ein möglichst gutes Foto erhalten. 

Der Kauf

Bevor man sich ein Stativ kauft sollte man sich einige Gedanken machen, um auch das geeignete für sich zu finden. Es gibt so viele unterschiedliche Arten auf dem Markt und die Auswahl ist einfach enorm. Jedes bringt auf seine Art Vorteile und Nachteile mit sich. Das für einen selbst Richtige zu finden ist gar nicht so einfach. Man sollte sich über Dinge wie Höhe, Gewicht, Material,  Packmaß und Tragfähigkeit Gedanken machen.

Höhe
Ich finde es sehr hilfreich, wenn man mit dem Stativ auf Augenhöhe arbeiten kann. Natürlich fotografiert man häufig auch aus einer niedrigeren Perspektive. Doch sollte man die Möglichkeit haben im Stand fotografieren zu können ohne ständig ein Kreuz zu machen. Das Stativ muss dabei nicht ganz bis zu den Augen reichen. Die Arbeitshöhe nimmt schließlich durch den Stativkopf und die Kamera noch etwas zu. Die Augenhöhe minus 10cm sollte somit ausreichend sein. Für diese Angabe sollte die Mittelsäule nicht mit eingerechnet werden.

Gewicht
Es gibt unterschiedliche Materialien aus denen Stative gefertigt werden. Die häufigsten sind wohl Aluminium und Carbon. Doch auch Holz hat seine Vorteile. Das Material hat natürlich Einfluss auf das Gewicht des Stativs. Ein Stativ aus Aluminium ist schwerer als die Carbonvariante. Dafür kostet das Carbonstativ wiederum mehr. Ich persönlich arbeite nur mit Carbonstative. Da ich auch häufig am Berg unterwegs bin, freue ich mich über jedes Gramm welches ich einsparen kann. Auch werden Schwingungen durch ein Carbonstativ besser ausgeglichen. Das Beste Material für die Schwingungen wäre Holz. Wobei Holz natürlich auch noch das Gewicht von Aluminium übertrifft. Manchmal liest man, dass Carbonstative leichter kaputt gehen. Aus meiner Erfahrung kann ich das nicht bestätigen. Ein Stativ ist für mich ein Werkzeug und ich gehe nicht gerade behutsam damit um. Auch nach vielen Jahren in der ganzen Welt brach mir noch nie ein Carbonstativ kaputt. Gut es gab eine Ausnahme als ein schwerer Eisbrocken mit Wucht darüber glitt. Aber ich denke ein Aluminiumstativ hätte dann auch nicht besser ausgesehen. Welches Material es sein soll muss nun jeder selbst entscheiden. Ein Studiofotograf wird wohl die Kosten für ein Carbonstativ sparen können während Fotografen welche viel im Freien unterwegs sind viel mehr auf Gewicht achten.

Packmaß
Für mich ist das Packmaß nicht wirklich wichtig. Wenn ich auf Wanderungen unterwegs bin hängt mein Stativ seitlich an meinem Fotorucksack. Es muss somit nicht in den Rucksack passen. Bei Flugreisen kommt mein Stativ ohnehin in das große Gepäckstück um Gewicht im Handgepäck zu sparen. Mein Fotorucksack ohne Stativ ist ja schon meist zu schwer für die meisten Vorgaben der Fluggesellschaft. Ich bevorzuge ein stabiles Stativ gegenüber einen Kleinen und lasse mich bei der Wahl des Stativs nicht vom Packmaß beeinflussen. Aber das ist natürlich nur meine persönliche Meinung.

Tragfähigkeit
Für jedes Stativ wird eine maximale Tragfähigkeit angegeben. Also das Gewicht, für welches ein Stativ maximal ausgelegt ist. Deine Kamera mit schwersten Objektiv und Objektivkopf sollte dieses Gewicht somit nicht überschreiten. Ich würde auch nicht an das Limit dieser Angaben gehen und möglichst noch Spielraum lassen. Da die Kameras heute immer leichter werden, sind auch leichte Stative mit weniger Traglast immer beliebter wie z.B all die Reisestative. Das Traveller von Gitzo finde ich hierbei sehr gut. Es ist nicht so klein wie die meisten Reisestative. Trotzdem ist es leicht und für viele Kameras ausreichend was die Tragfähigkeit betrifft. Ein Nachteil ist bei Gitzo natürlich der hohe Preis.

Drehverschluss oder Klemmverschluss
Ich hatte im Laufe meines Fotografenlebens beides schon im Einsatz und das über Jahre. Jedes System hat aus meiner Erfahrung Vor- und Nachteile. Mit dem Klemmverschluss kann man wohl schneller arbeiten. Wenn die Klemme zu ist dann ist das Stativ auch fest und es ist aus meiner Erfahrung weniger anfällig gegen Schmutz. Der für mich größte Nachteil ist jedoch, dass man das Stativ schwieriger zerlegen und somit reinigen kann.. Da ich viel an sandigen Küsten arbeite, ist mir dies sehr wichtig. Somit tendiere ich mehr zum Drehverschluss auch wenn dieser besser gepflegt werden muss. Die einzelnen Segmente geben bei Verschmutzung leichter nach als die des Klemmverschlusses. Man sieht beides kann wieder das Richtige für einen sein und jedes System hat seine Berechtigung. Die Stative von Manfrotto haben meist Klemmverschlüsse während Gitzo oder Novoflex meist Drehverschlüsse verbaut. 

So erhältst du beste Stabilität
Ich habe es nicht erst einmal erlebt, dass ein Stativ umfiel und eine Kamera oder Objektiv dadurch Schaden genommen hat. Vor allem bei rauen Wetter muss man besonders aufpassen. Hier nun ein paar Hinweise, auf was ihr bei der Arbeit mit einem Stativ achten solltet.

Um mehr Stabilität zu erreichen ist es gut, das Stativ möglichst niedrig zu halten. Je weniger Auszug man hat desto stabiler ist es. Häufig spreize ich auch die Beine. Hierdurch verteilen sich die Kräfte besser und die Stabilität wird erhöht. Das Stativ ist somit weniger anfällig gegen Wind, Wellen am Strand oder andere äußerliche Einflüsse.
Es von Vorteil, wenn man die einzelnen Segmente von oben nach unten beginnt zu benutzen. Bauartbedingt sind die oberen Segmente dicker und somit stabiler. Sollte man also nicht den kompletten Auszug benötigen macht es Sinn, erst die dicken Segmente aus zu ziehen.
Die Mittelsäule ist das erste was ich von einem neuem Stativ abmontiere. So kann man richtig bodennah arbeiten und hat bestmögliche Stabilität. Beim Arbeiten mit Mittelsäule nimmt die Möglichkeit der Verwacklung zu. Falls möglich somit immer ohne Mittelsäule arbeiten.
Einige Fotografen hängen auch Gewicht wie ihren Fotorucksack unten an die Mittelsäule. Manche Mittelsäulen haben hierfür extra einen Haken. Ich persönlich mache das nicht. Wenn ihr das jedoch macht, sollte der Rucksack auch mit einen Teil seines Gewichts am Boden aufliegen. Ansonsten wird zwar das Stativ nach unten gezogen und stabilisiert aber er könnte sich auch bewegen, hin und her pendeln und somit alles verschlimmern. 
Arbeitet man mit einem Dreibein-Stativ in einer Schräge, dann gleicht man die unterschiedlichen Höhen durch unterschiedliche Beinlängen aus. Weit in den Hang hinein sollte dabei immer nur ein Bein stehen. Über ein Bein kippt das Stativ nicht. Wenn man aber 2 Beine nebeneinander in den unteren Bereich stellt kippt das Stativ aus physikalischen Gründen viel leichter. 
Neben den normalen Stativfüßen aus Gummi gibt es auch Spikes oder andere Füße wie z.B Krallen für Felsen. Bei qualitativ hochwertigen Stativen sind häufig auch unter den Gummifüßen bereits Spikes eingebaut. So kann man je nach Untergrund schnell zwischen den beiden Optionen wechseln. 
Wenn du vor hast auch in Hochformat zu fotografiernen, empfehle ich dir einen L-Winkel. Dies ist eine Art Stativplatte. Mit dem Unterschied, dass diese Platte viel größer ist und einen 90 Grad Knick hat. Dadurch verläuft sie auf zwei Seiten der Kamera. Bei Hochformataufnahmen kann man nun die Kamera direkt in Hochformat auf das Stativ setzen ohne den Stativkopf um 90 Grad kippen zu müssen. Für die meisten Kameras gibt es spezielle L-Winkel, welche genau für dieses Modell angepasst sind. So wirkt das ganze sehr elegant und nicht zu globig.
Wichtig: Habt ihr nun alles beachtet um das Stativ möglichst stabil zu haben vergesst nicht, euren Bildstabilisator am Objektiv zu deaktivieren. Der Stabilisator versucht immer eine Verwacklung aus zu gleichen. Doch gibt es nichts was ausgeglichen werden kann arbeitet er trotzdem und es kann zu einer Unschärfe führen. Je mehr Brennweite man hat, desto stärker wird man diese Unschärfe bemerken. 

Pflege rund um das Stativ
Es kann durchaus vorkommen, dass ein Stativ etwas locker wird oder auch Dreck zwischen die Stativbeine kommt. Spätestens dann ist es nötig das Stativ zu reinigen oder auch lockere Schrauben etwas nach zu ziehen. In meinem Fotorucksack habe ich somit immer den passenden Imbusschlüssel für mein Stativ. Sollten die Stativbeine während einer Fototour locker werden, was auch bei manchen teuren Modellen keine Besonderheit darstellt, kann man die Schraube wieder fixieren. Ansonsten ist es etwas ärgerlich, wenn man während einer Fotoreise ständig ein wackelndes oder auch zu festes Bein hat. 

Wenn ein Stativ kontakt mit Salwasser, viel Staub oder auch feinen Sand hatte sollte man es am Abend mit ausgezogenen Beinen feucht abwischen oder abduschen. Nach einer längeren Fotoreise zerlege ich mein Stativ regelmäßig. Dies ist bei Stativen, welche einen Drehverschluss haben, sehr einfach möglich. Alle Bauteile werden dann in eine Wanne voll Wasser gelegt und gut durchgespült. Danach wische ich sie nochmals mit einen Lappen ab. Auf das Gewinde kann man nach dem Waschen und anschließenden Trocknen noch etwas Fett geben. Der Hersteller Gitzo hat hierfür spezielles Fett. Doch kann man sicherlich auch ein Fett aus einen anderen Bereich verwenden. ICh hörte, dass Bremsenreiniger aus dem KFZ-Handel sehr ähnlich sind. So spart man sich etwas Geld für dieses teure Spezialfett. Im Anschluss schraube ich das Stativ wieder zusammen und es ist wieder für die nächste Fotoreise einsatzbereit.

Andere Stative
Neben den weit verbreiteten Dreibeinstativ gibt es auch noch anderer Stative. So z.B. das Einbein-Stativ. Viele der oben genannten Vorteile fallen natürlich weg oder sind nur eingeschränkt möglich. Doch kann es eine Hilfe sein um ein Foto bei wenig Licht nicht so schnell zu verwackeln oder um das Gewicht von schweren Teleobjektiven zu stützen. Für all meine Anwendungsbereiche ist es jedoch kaum geeignet und somit habe ich persönlich neben meinen Dreibeinstativ kein Einbeinstativ im Einsatz.

Eine weitere Art wären die Ministative. Wie z.B. ganz kleine Dreibein-Tischstative oder Gorilla Pods, welche man um Äste etc. wickeln kann. Für große Wanderungen können diese hilfreich sein. Sollte man ansonsten auf das Stativ ganz verzichten wollen. Die Devise lautet, besser ein Kleines als keines. Doch kleine Tischstative sind natürlich sehr begrenzt. Egal ob Stabilität oder gestalterische Möglichkeiten. Daher bevorzuge ich persönlich ein „richtiges“ Stativ auch bei langen Wanderungen. 

Für die Tierfotografie am Strand bietet sich hervorragend ein Tellerstativ an. So kann man sehr bodennah bei maximaler Stabilität arbeiten. Aber auch ein Bohnensack für solche Situationen schon sehr hilfreich.

Stativköpfe

Kugelkopf
Das Prinzip eines zentralen Kugelkopfes ist einfach. Eine Kugel sitz im inneren eines Gehäuses und ist beweglich. An dieser Kugel ist die Kamera über einen Stift an einer Wechselplatte befestigt. Durch das betätigen eines Hebels wird die Kugle beweglich. Somit lässt sich die Kamera schnell in alle Richtungen bewegen und man ist sehr flexibel. Durch diesen Hebel kann ich die Kugel und somit die daran befestigte Kamera auch wieder fixieren. Bei vielen Kugelköpfen hat man noch eine weitere Einstellschraube/Hebel. Mit dieser kann ich meine Kamera nur waagrecht um die eigene Achse schwenken. Dadurch ändert sich nicht meine komplette Einstellung sondern eben nur die Horizontale. Hochwertige Kugelköpfe haben ebenfalls noch eine Friktionsschraube. Mit dieser kann man einstellen, wie schwer oder leicht die Bewegung der Kugel gehen soll. Bei Kugelköpfen finde ich die Auswahl des deutschen Herstellers Novoflex qualitativ sehr gut.

Drei-Wege-Neiger
Wenn man höchsten Wert auf Präzision legt ist der Drei-Wege-Neiger wohl die richtige Wahl. Mit Hilfe von Rädchen kann man ganz genau seine Einstellung machen. Ein Grad höher oder doch lieber links. Das ganze funktioniert auch ohne lästiges verrutschen nach dem Justieren. Man ist mit den Drei-Wege-Neiger langsamer als mit einen Kugelkopf. Ebenfalls hat er auch meist mehr Gewicht. Für Fotografen welche nur Landschaften oder Architektur fotografieren ist ein Drei-Wege-Neiger sicherlich eine gute Wahl. Ich persönlich bin zu sehr ein Allrounder. Mal fotografiere ich eine Landschaft und danach wieder ein Wildtier. Da ich keine unterschiedlichen Köpfe mit mir herum tragen möchte, ist meine Wahl auf einen sehr flexiblen Kugelkopf von Novoflex gefallen.

Teleschwenker (Gimbal)
Tierfotografen haben häufig ein Teleschwenker im Einsatz. Diese sind perfekt für schwere Objektive ausgelegt. Man kann den Tier perfekt durch eine waagrechte Drehung folgen und mit der Wippe auch noch nach oben oder unten schwenken. Man kann auch schnellen ideal Tieren folgen. Aber meist findet der Teleschwenker in anderen Gebieten keine Anwendung und zudem sind sie etwas globig im Vergleich zu einem Kugelkopf. Wenn man nur Tierfotografie betreibt ist die Wahl eines Teleschwenkers sicherlich die Richtige. Häufig wird der Teleschwenker auch Gimbal genannt. Bitte nicht verwechseln mit dem Gimbal welcher für Videos verwendet wird.

Gimbal (Video)
Ein Gimbal findet wohl vorwiegend bei bewegten Bildern viel Zuspruch und weniger bei den Fotografen. Durch elektronische Drehlager werden Neigungen ausgeglichen und Erschütterungen vermindert. Man kann mit der Kamera gehen oder mit einen Boot fahren und das Filmmaterial sieht beinahe unverwackelt aus. So als hätte man eine sanfte Kamerafahrt. Der Gimbal findet auch Verwendung bei Drohnen. Was er hier sbewirkt ist schon sehr bemerkenswert. Aus der Luft sind Belichtungszeiten möglich und das trotz leichten Wind. Auch bei 1 Sekunden kann man noch fließendes Wasser fotografieren. Ebenfalls sah ich schon erste Aufnahmen von Polarlichtern welche mit einer Drohne entstanden sind. Wirklich sehr erstaunlich was die Technik heute alles kann.

Egal ob Stativ oder Stativkopf. Es gibt wohl nicht die eierlegende Wollmilchsau. Irgendwo muss man immer Kompromisse eingehen. Sei es das Gewicht oder Stabilität die Schnelligkeit oder Genauigkeit, ein Spezialist oder Allrounder., man muss eben das für sich passende und richtige Werkzeug finden. Ich hoffe ich konnte euch das ganze Thema rund um das Stativ etwas näher bringen und euch die Entscheidung beim Kauf erleichtern. 

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