Wolkenloser Himmel

Also zurück zur Landschaftsfotografie zwischen Morgendämmerung und Abenddämmerung. Wir gehen mal von einer morgendlichen Session aus, bei Sonnenuntergang verhält es sich genau andersrum. Leider haben sich nur einige Fotografen und nicht wie erhofft eine schöne Nebelschicht und darüber noch rötlich leuchtende Wolken am Spot eingefunden. Die Sonne wird in ungefähr 30 Minuten aufgehen, wir befinden uns also am Ende der Blauen Stunde. Jetzt lohnt die Fotografie auch bei wolkenlosen Verhältnissen. Durch die indirekte Beleuchtung des bereits erhellten Himmels wird die Landschaft schön ausgeleuchtet, fast wie durch eine große Softbox. Wer von einem erhöhten Standpunkt fotografiert kann beobachten, dass das Landschaftsrelief zu diesem Zeitpunkt schön herausmodelliert wird. Manchmal sind für Himmel und Landschaft unterschiedliche Belichtungen notwendig, wer mit Verlaufsfiltern arbeitet kann hier auch ein wenig gegensteuern. Gegen den hellsten Bereich des Himmels macht fotografieren besonders bei spiegelnden oder hellen Landschaftsbereichen Sinn – also Gewässern, taunassen Wiesen etc. Seitlich zur hellsten Stelle am Morgenhimmel kommt das Relief besonders gut zur Geltung. Das können wir uns z.B. bei Bergen in den Alpen (eigentlich beschrieb „Alpenglühen“ ursprünglich diesen Effekt zur Dämmerung, wird heute aber auch für direkt von der Sonne angestrahlte Berge verwendet) aber auch am Waldrand zunutze machen. Dezenter Polfiltereinsatz kann hier den Eindruck noch verstärken (Wirkung bei 90° zur noch hinter dem Horizont versteckten Sonne am größten). Entgegengesetzt zur Sonne fangen hoch aufragende Landschaftselemente wie Berge oder Gebäude bereits etwas mehr Licht ein. Dahinter setzt sich über dem Horizont der bereits von den Lichtstrahlen der Sonne erfassten höheren Luftschichten von den schattigeren noch im Erdschatten liegenden Luftschichten ab. Dabei gibt es durchaus fotogene Farben (z.B. rosarot). Wenn wir uns vom Sonnenaufgang abwenden, sollten wir dennoch stets die Uhr im Blick haben. Zwischen Ende der Blauen Stunde bis zu Sonnenaufgang liegen sowieso einige Minuten, in denen auch das indirekte Licht ein wenig an Spannung verliert.

Kurz vor Sonnenaufgang können im Gebirge die höchsten Gipfel aber bereits im Sonnenlicht stehen, was interessante Motive mit sich bringt. Aber dann dauert es – je nach Standort und Hindernissen Richtung Osten – auch nicht mehr lange, bis die Sonne sich über den Horizont erhebt. Für mich persönlich ist bei wolkenlosem Himmel der Moment wenn die Sonne den Horizont schneidet mit der wichtigste. Daher macht es Sinn sich schon vorher zu überlegen, welcher Bildausschnitt und welche Brennweite verwendet werden sollen. Gerade in den Bergen kann die Sonne etwas brauchen bis sie über einem Felskamm erscheint. Meiner subjektiven Erfahrung nach ist es schwierig, sie dann noch mit einem längeren Tele einzufangen ohne unschöne Flares zu bekommen. Daher greife ich, je nach Motiv, auf kurze und mittlere Brennweiten zurück. Meistens gefallen mir die Bilder, in denen nur ein kleines Stück der Sonne zu sehen ist am besten.

Es gibt aber auch Fotografen, die eng geschlossener Blende gegen die Sonne fotografieren, wenn sie höher am Himmel steht. Durch die kleine Blendenöffnung – und in Abhängigkeit von der Zahl der Blendlamellen – produzieren Objektive unterschiedliche und auch verschieden attraktive Sonnensterne. Ich bin aber eher der Typ „verdeckte Sonne“ – Bäume, Gebäude, Felsen setze ich ein um die Sonne beim Fotografieren gegen das Licht ein wenig verstecken zu können. Aber selbst dieser Trick wird durch die rasch höher steigende Sonne schnell obsolet. Alternativ ist auch die Landschaft seitlich zum Sonnenaufgang bei wolkenlosen Verhältnissen zumindest während der ersten 30, 45 Minuten nach Aufgang recht fotogen ausgeleuchtet. Motive entgegensetzt zur Sonne, sind meiner Erfahrung nach nur in den ersten Minuten, wenn das Licht eine starke rötliche Komponente hat, interessant. Danach erscheint die Lichtwirkung schnell flach.

 

Generell bin ich bei wolkenlosen Verhältnissen tagsüber viel schneller fertig mit meinen Aufnahmen als wenn sich bis weit in den Vormittag Nebelfetzen halten. Aber dadurch wird der Morgen auch entspannter und ich kann mich mit Dingen beschäftigen, die sonst aufgrund der Konzentration vielleicht zu kurz kommen. Dazu gehört zum Beispiel auch ein netter Plausch mit Kollegen (wenn welche in Reichweite sind). Oder einfach mal irgendwo hinsetzen und die morgendliche Sonnenwärme auf sich wirken lassen. Auch das Suchen nach neuen Kompositionen für zukünftige Besuche am gleichen Ort macht jetzt Sinn. Oder Experimente mit Kleinstmotiven wie Pilzen oder Pflanzen. Da ich nur selten gezielt eine Makrolinse mitnehme, greif ich hierbei auf ein Tele bei Offenblende zurück. Gerade im Wald kann das Schattenspiel der Baumstämme genutzt werden um Details interessant ausgeleuchtet festzuhalten. Wobei die Geschwindigkeit der über den Himmel wandernden Sonne nicht unterschätzt werden sollte, ein Lichtspot auf einem Pilz oder einem Blatt verweilt dort selten länger als ein, zwei Minuten.

Das schöne an so einem Morgen ist jedoch, dass wir sobald wir die Kamera beiseitelegen plötzlich viel mit normalen Urlaubsgästen gemeinsam haben. Paar nette Bilder sind auf der Speicherkarte aber dann ruft jetzt doch eine Tasse Kaffee oder gar ein Frühstück unter wolkenlosem Himmel im warmen Sonnenschein, den wir dann auch wirklich genießen können. So hat jede Lichtstimmung ihre Vor- und Nachteile und es liegt an uns Fotografen mit der Kamera und darüber hinaus das beste draus zu machen.

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